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Der Karlavägen war eine breite Achse, die Östermalm in gerader Bahn durchschnitt und einen weiten Blick erlaubt. Zwischen den Fahrbahnen lief eine Promenade mit Baumreihen. Dort stand Kjell und betrachtete den Eingang des Hauses, wo Lorenza, Bertil und zwei Streifenpolizisten auf die Ankunft von Carla Angelotti warteten. Sie sollte den Schlüssel bringen.
Kjell hatte sich hierhergestellt, um aus dem Geschehen herauszutreten und es mit Abstand zu betrachten.
Maero schien nicht zu Hause zu sein. Er ging nicht mal ans Telefon. Sein Wagen stand nicht wie üblich im Hof. Das alles hätte noch keine Besorgnis erregt, aber er hatte seinen Kolleginnen nicht Bescheid gesagt und war auch nicht zum verabredeten Treffen erschienen.
Kjells Zweifel und sein Verdacht gegen den Botschafter waren jetzt wie weggeblasen. Maero hatte sich an der Bibliothek mit Fabia Terni treffen wollen. Vielleicht hatte sie sich zuerst mit Charun getroffen und wollte etwas an Maero übergeben. Kjell war sich auf einmal ganz sicher, dass Maero nicht hinter dem Unfall stand.
Zwei Streifenwagen kamen mit hohem Tempo aus Osten angerast und hielten vor dem Haus. Kjell überquerte die Straße und öffnete Carla Angelotti die Wagentür. Sie blickte sich aufgelöst um.
„Carla, ich möchte, dass Sie mit Lorenza hinaufgehen und nachsehen. Das müssen Sie leider alleine tun. Prüfen Sie, ob er verreist sein könnte.“
„Wieso denn verreist?“
„Wir müssen nur sicher gehen. Wenn er nicht oben ist, und wir ihn nicht umgehend finden, muss ich Reichsalarm auslösen.“
„Gut. Okay.“
„Wenn Sie nichts finden, hinterlassen Sie bitte eine Nachricht.“
Carla nickte und suchte Blickkontakt mit ihrer Kollegin. Sie nickten sich zu. Die beiden verschwanden im Haus. Hinter ihnen fiel die Tür mit unendlicher Langsamkeit wieder zu.
„Schnell!“
Kjell fuhr herum. Der Fahrer des zweiten Streifenwagens saß noch hinter dem Lenkrad, hatte aber den linken Fuß auf den Bordstein gestellt. Er winkte.
Kjell öffnete die Beifahrertür und sank auf den Sitz. Der Schutzpolizist spielte am Funkgerät.
„…bestätigen.“ Es rauschte.
„Sie haben jemanden in der Nähe der Botschaft gefunden“, erklärte der Fahrer. „Sie prüfen, ob er noch lebt.“
„Zentrale an alle. Alle Einheiten wechseln auf Kanal D4.“
„Scheiße. Wir können keine verschlüsselten Kanäle empfangen. Ist analog, die Dreckskiste.“
„Haben sie gesagt, wo es ist?“
„Waldemarsudde.“
Kjell warf einen Blick durch die Vorderscheibe an der Fassade des Hauses hinauf. Drei Minuten waren vergangen.
„Fahr los!“